113 – PR – Schlechte Noten für den Standort Österreich als Wirtschaftsstandort

Stacks of coins and a down trend chart as the background

Rund 250 österreichische Manager haben die heimische Standortpolitik bewertet. Die Ergebnisse sind beunruhigend: Nur ein Prozent findet, dass genug für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Österreichs getan wird.

Wien. Österreichs Wettbewerbsfähigkeit sinkt kontinuierlich. Das zeigen nicht nur zahlreiche Studien und internationale Rankings, sondern auch die Manager großer österreichischer Unternehmen sind sich einig: Die Politik unternimmt zu wenig, um die Attraktivität des Standortes zu stärken.

Die private Initiative Future Business Austria (FBA) hat in ihrem jährlich erscheinenden Infrastrukturreport 240 Manager von heimischen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs befragt (das WirtschaftsBlatt berichtete vorab). Nur ein Prozent der Befragten ist der Meinung, dass die Maßnahmen der Politik „voll und ganz ausreichend“ sind, um das Land künftig konkurrenzfähig zu halten. Insgesamt sind 49 Prozent der Meinung, dass das nicht der Fall ist – darunter sechs Prozent, die gar keine Bemühungen vonseiten der Regierung erkennen können.

„Trotz aller Bemühungen der vergangenen fünfzehn Jahre: Die Befragung zeigt, dass wir noch immer in vielen Bereichen schlecht dastehen“, sagt Fiskalratspräsident Bernhard Felderer, der an der volkswirtschaftlichen Einordnung der Befragungsergebnisse beteiligt war, im Gespräch mit dem WirtschaftsBlatt. „Es fehlt eine klare politische Vorwärtsstrategie für den Standort im internationalen Wettbewerb. Zudem verhindert die hohe Staatsverschuldung mit klassischen Instrumenten der Standortpolitik, zum Beispiel mit Investitionen in die Infrastruktur, die Impulssetzung.“

Investieren trotz Rezession

Im Gegensatz zu vergleichbaren Ländern wie Frankreich, Belgien oder Deutschland, die sich vor allem im Schienenverkehr gut entwickelt haben, falle Österreich immer weiter zurück. Mit dem Bau des Semmering- und Koralmtunnels würde zwar etwas weitergehen, doch die Investitionen hätten früher getätigt werden müssen, so Felderer. „Wenn wir mithalten wollen, muss in Bereiche wie Infrastruktur oder Bildung auch in Zeiten von Rezessionen investiert werden.“

Felderers Einschätzung wird von einer klaren Mehrheit der befragten Manager gestützt: Für 60 Prozent ist die Infrastruktur die wichtigste Größe für einen Wirtschaftsstandort. 2007 waren es noch 27 Prozent. Gut ausgebildete Fachkräfte gehören auch für die Unternehmer zu den Grundvoraussetzungen einer Volkswirtschaft, um im Wettbewerb mithalten zu können.

Auf die Frage, wie Österreichs Forschung und Entwicklung im europäischen Vergleich dastehen, fallen die Antworten der Manager drastisch aus: Der Gradmesser, wie weit Österreichs Forschungsaktivitäten im Vergleich zu anderen Ländern Europas zurückliegen, hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt.

(Quelle: Wirtschaftsblatt, Q4-2015)